Erasmus+ – Praktika für die berufliche Bildung

Ein Interview aus der Praxis

Im Rahmen der Teilnahme des Erasmus+-Programms kam die 17-jährige Luna Ličina, Auszubildende zur Chemielaborantin aus Kroatien, für einen Zeitraum von zwei Wochen zum Chemieunternehmen Ferro in Frankfurt. Sie wurde auf Anfrage der kroatischen Wirtschaftsvereinigung in Frankfurt durch HessenChemie vermittelt.

Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und heutzutage das größte Programm zur Förderung von Auslandsaufenthalten zu Lernzwecken und der transnationalen Zusammenarbeit weltweit. Es ermöglicht Auszubildenden während der Ausbildung ein mehrwöchiges Praktikum mit einer Förderung in europäischen Ländern zu absolvieren. Diese werden entweder an einem Arbeitsplatz oder in einer anderen Einrichtung für Berufsbildung mit berufspraktischen Lerneinheiten für eine Dauer von bis zu 12 Monaten eingesetzt. Durch die Auslandserfahrung können die jungen Menschen ihre Kompetenzen und Persönlichkeit weiterentwickeln und erfahren zudem, wie es ist, sich in anderen Kulturen zu bewegen.

So ermöglichen Unternehmen einerseits ihren eigenen Azubis innerhalb des Eramus+-Programms ein Praktikum im europäischen Ausland, sei es in einer Niederlassung oder beispielsweise einer Forschungseinrichtung. Andererseits können Unternehmen Ausbildenden aus dem europäischen Ausland ein Praktikum im eigenen Unternehmen in Deutschland anbieten, so wie beispielsweise Ferro.

Luna Ličina durchlief dabei vom 6. bis zum 24. März 2023 verschiedene Abteilungen im Betrieb und war in ihrer letzten Woche im Labor bei Ausbilderin Martina Peglow tätig. HessenChemie hat sie zu ihren Erfahrungen als Betreuerin interviewt.

War dies Ihre erste Praktikantin aus dem Ausland bzw. aus der EU? Und haben Sie bereits Erfahrungen mit Praktikanten über Erasmus+ gemacht?

Erfahrungen mit Praktikanten über das europäische Austauschprogramm Erasmus+ habe ich bisher noch nicht gehabt. Allerdings hatten wir im Betrieb bereits Austauschstudenten aus Frankreich und Mitarbeiter aus anderen Unternehmensstandorten, wie beispielsweise aus Thailand oder der Türkei, die bei mir im Labor mitarbeiteten.

Schließlich hatte ich schon einige Erfahrungen mit Schülerpraktika in meiner Abteilung.

Wie verlief der Umgang in sprachlicher Hinsicht? Haben Sie sich auf Englisch oder auch in Teilen auf Deutsch unterhalten?

Die Zusammenarbeit mit Frau Ličina verlief ausschließlich auf Englisch. Der Umgang war in sprachlicher Hinsicht in der Tat sehr ungewohnt, da es eine Vielzahl an deutschen Fachbegriffen im Rahmen der Labortätigkeit gibt. Diese auf verständliche und eindeutige Weise auf Englisch zu vermitteln, war nicht trivial. Wichtig war es, Frau Ličina die genauen Tätigkeiten und Abläufe im Labor direkt und mehrmals zu zeigen, um Fehler zu vermeiden.

Der persönliche Umgang mit Frau Ličina war sehr angenehm und gewinnbringend für mich. Sie hat ihre Arbeit sehr interessiert und gewissenhaft umgesetzt.

In welcher Abteilung und in welcher Funktion genau wurde Frau Ličina eingesetzt?

Frau Ličina war in ihrer ersten Woche in der Ausbildungsabteilung des Unternehmens eingeteilt und hatte sich dort im Austausch mit den gleichaltrigen Auszubildenden – ebenfalls Chemielaboranten – gut bei Ferro einfinden können.

In ihrer zweiten Woche wurde die Praktikantin in der Qualitätssicherung eingesetzt und in ihrer dritten Woche arbeitete sie schließlich in der Abteilung „Analytik“. Dort war Frau Ličina zum einen meinem Kollegen im Bereich der organischen Analytik und zum anderen mir im Rahmen der anorganischen sowie thermischen Analytik zugeordnet.

Was waren für Sie als Betreuerin dabei die größten Herausforderungen? Was war der größte Gewinn für Sie?

Als größten Gewinn empfand ich es, mich mit meinem bekannten Tätigkeitsfeld aufgrund des Umgangs auf Englisch anders zu beschäftigen. Es war dabei sehr wichtig, komplexe Tätigkeiten in einfachen und verständlichen Worten auf Englisch zu erklären. Dies war zugleich sehr herausfordernd, da die vielen Fachtermini der anorganischen Analytik nicht im gewöhnlichen englischen Vokabular vorkommen.

Mir hat es viel Spaß gemacht, mit Frau Ličina zusammenzuarbeiten. Sie hat stets großes Interesse an ihrer Tätigkeit gezeigt.

Würden Sie wieder eine Praktikantin über Erasmus+ engagieren?

Persönlich würde ich gerne wieder eine Praktikantin bzw. einen Praktikanten betreuen. Erasmus+ bildet ein für beide Seiten gewinnbringendes Austauschprogramm – für die jungen Menschen und die Arbeitgeber.

Vielen Dank für das Interview.

Martina Peglow arbeitet als Chemietechnikerin bei Ferro Germany/Vibrantz Technologies in Frankfurt a.M. Nach ihrer Ausbildung zur Chemielaborantin bildete sich Frau Peglow nebenberuflich zur Chemietechnikerin mit Fachrichtung Umweltanalytik weiter. Sie hat zudem Fachabitur und eine Ausbilderzertifizierung. So ist Frau Peglow auch als Ausbilderin tätig und darüber hinaus Ersthelferin und Sicherheitsbeauftragte im Unternehmen.

Daniel Schrapp

Daniel Schrapp

Daniel Schrapp ist seit September 2018 Referent für politische Kommunikation und Nachhaltigkeit beim Arbeitgeberverband HessenChemie.  Er studierte im Bachelor Politik- und Geschichtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schloss dort mit dem Master Politikwissenschaft ab.  Schrapp ist Altstipendiat bei der Hanns-Seidel-Stiftung und seit seinem Studium im Vorstand der Bildungseinrichtung CV-Akademie e.V. aktiv.

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