Auf dünnem Eis – Zur Chemie-Konjunktur im 1. Quartal 2025
Nachdem es einige Stimmungsindikatoren bereits im Vorfeld angedeutet hatten, herrscht nun statistische Gewissheit. Die schwache Konjunkturentwicklung des Jahres 2024 hat für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen im ersten Quartal 2025 eine nahtlose Fortsetzung gefunden.
So legte die Produktion in den ersten drei Monaten dieses Jahres um lediglich 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Der Gesamtumsatz stieg dementsprechend im selben Zeitraum ebenso nur verhalten um 0,7 Prozent, während sich die Produktpreise um 1,5 Prozent erhöhten.
Die klassische Chemie bleibt krisenbehaftet
Vor allem die klassischen Chemiesparten haben hierbei noch immer keinen Ausweg aus ihrer krisenhaften Situation gefunden. Bis März ging die Produktion saisonbereinigt um 2,4 Prozent zurück, während der Umsatz im selben Zeitraum um gut 3,4 Prozent absank. Speziell das so bedeutsame Exportgeschäft schrumpfte beim Umsatz um fast 5 Prozent. Die Produktpreise erhöhten sich vor diesem Hintergrund mit 0,7 Prozent zu moderat, um an dieser Stelle eine nennenswerte Unterstützung bieten zu können. Diese Entwicklung geht mittlerweile auch nicht folgenlos an der Beschäftigung vorüber. Um 2,1 Prozent ist sie bis März im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Pharma nur im Ausland stark
Die pharmazeutische Industrie entwickelte sich im selben Zeitraum nur bedingt besser. Der Gesamtumsatz legt zwar um 4,1 Prozent zu, gleichermaßen gestützt durch einen Anstieg der Produktion um 2,2 Prozent und eine Zunahme der Produktpreise um 2,5 Prozent. Allerdings gingen die Zuwächse allein auf das Auslandsgeschäft zurück. Die Erlöse im Inland hingegen blieben mit fast 5 Prozent empfindlich hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück. Gleichzeitig hat sich in der hessischen Pharmaindustrie auch die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus deutlich abgeschwächt. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 stagnierte sie gegenüber dem Vorjahr.
Ein nachhaltiges Wachstum bleibt vorerst aus
Das Fazit, das sich aus den Ergebnissen dieses ersten Quartals ziehen lässt, fällt somit ernüchternd aus. Der Graben, der sich vor allem seit 2022 zwischen der klassischen Chemie und dem Pharmabereich wirtschaftlich aufgetan hat, ist noch einmal etwas tiefer geworden. Und eine tatsächlich spürbare Wachstumsdynamik dürfte sich auch für dieses Jahr kaum einstellen.
Die andauernde handelspolitische Unsicherheit in Bezug auf die USA, die international erstarkte Konkurrenz durch viele Schwellenländer, speziell aus dem asiatischen Raum und die sich strukturell grundsätzlich verändernde Produktnachfrage, bieten schlichtweg zu wenig Anlass für entsprechend überbordenden Wachstumsoptimismus an dieser Stelle.
Und so bleibt am Ende nur eine gesicherte, wenn auch unerfreuliche Erkenntnis: das Eis, auf dem sich die Wirtschaftsentwicklung der hessischen Chemie- und Pharmaindustrie derzeit bewegt – es ist dünn.
Weitere Informationen
Regelmäßige Informationen zur wirtschaftlichen Situation enthält der verbandseigene Konjunkturbericht „konjunktur.kompakt“, der monatlich zur konjunkturellen Entwicklung der Chemie- und Pharmaindustrie berichtet. Es ist im Bereich Beschäftigung und Arbeitsmarkt der Publikationen von HessenChemie jederzeit abrufbar – auch in englischer Sprache.
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