Eltern ins Boot!

Studien zeigen, dass Eltern die Berufsberater Nummer eins sind. Allerdings ist die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten größer geworden und Eltern können die Arbeitsmarktchancen der einzelnen Berufe nicht immer einschätzen. Deshalb ist es wichtig, Eltern richtig „abzuholen“, um sie beim Orientierungs- und Entscheidungsprozess ihres Kindes optimal zu unterstützen.

Am 13. Oktober 2023 veranstaltete die OloV-Steuerungsgruppe Wiesbaden/Rheingau-Taunus erstmalig im HessenChemie Campus einen Fachtag. Dabei ging es darum, den Einfluss, den Eltern auf die Berufswahl ihrer Kinder haben, und die passenden Angebote zu beleuchten. Die Abkürzung OloV steht übrigens für „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“.

„Eltern ins Boot!“ – Elternarbeit in der Berufsorientierung war das gewählte Thema des Tages. Rund 60 Fachkräfte und Praktiker der OloV-Region, die tagtäglich mit Jugendlichen im Übergang Schule – Beruf arbeiten, kamen in Wiesbaden zusammen. Hierzu zählten Vertreter und Vertreterinnen aus Schule, Schulsozialarbeit, der Berufsberatung aus der Agentur für Arbeit, des Fallmanagements aus dem kommunalen Jobcenter sowie aus der Wirtschaft, den Kammern und dem Stadtelternbeirat.

Zum Auftakt ging Tobias Scheu vom Institut für angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Tübingen auf den Einfluss der Eltern ein. Dabei unterstrich er deren Rolle als wichtige Berater, machte aber zugleich deutlich, dass Eltern selbst in der Regel seinerzeit noch ein anderes System an Wahlmöglichkeiten durchlaufen hätten. Ihre Berufs- oder Studienwahl liege bereits Jahre zurück. In dieser Zeit hätten sich Berufe, Tätigkeitsfelder und Anforderungen verändert. Berufsorientierung sei komplex und die Vielfalt der Angebote kaum zu durchschauen. Aus Sicht von Experten nehmen Eltern kaum an Angeboten zur Berufsorientierung teil. Nur 20 Prozent nutzten Angebote in hohem Maße. Aus seiner Sicht gäbe es auch kein Rezept für die Einbindung der Erziehungsberechtigten. Dennoch könne er folgende Empfehlungen geben:

  • Schulen sollten frühzeitig und kontinuierlich (bspw. im Rahmen von Elternabenden) über das Thema Berufsorientierung informieren. Es sei wichtig die Planbarkeit der gewünschten Beteiligung und Einbindung zu berücksichtigen (z. B. gemeinsamer Besuch von Ausbildungsmessen).

  • Wichtig sei es auch, auf die Bedarfe und Umstände verschiedener Elterntypen einzugehen. Als Beispiel wurden Elternhäuser aus anderen Herkunftsländern genannt, die teilweise das deutsche Ausbildungssystem nicht kennen oder Sprachprobleme hätten.

  • Insgesamt seien niederschwellige Angebote erfolgversprechender, die idealerweise mit wenig Aufwand verbunden und dialogorientiert seien.

Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden in Foren mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Elterneinbindung austauschen. Dies war zum einen die Sicht der Unternehmen auf die Berufsorientierung und Elternarbeit mit dem größten gewerblichen Ausbilder InfraServ Wiesbaden, zum anderen die Schulsozialarbeit mit dem Kompetenz-Entwicklungs-Programm und auch der Blick über den Tellerrand nach Frankfurt am Main mit dem Projekt „Berufsorientierende Elternarbeit“ der Gesellschaft für Jugendbeschäftigung e.V. In den jeweiligen Foren fand ein intensiver Austausch mit Reflektion auf die aktuelle Arbeit statt.

Die hessische Strategie „Optimierung lokaler Vermittlungsarbeit“ (OloV) steht in beiden Regionen Wiesbaden und Rheingau-Taunus für ein sehr gut funktionierendes Netzwerk im Übergang Schule – Beruf. Die Steuerungsgruppe als Veranstalter des Fachtages setzt sich aus dem Staatlichen Schulamt, der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU) mit SCHULEWIRTSCHAFT, der Handwerkskammer, der Kreishandwerkerschaft, der Industrie- und Handelskammer, der Agentur für Arbeit mit der Berufsberatung, dem kommunalen Jobcenter für den Jugendbereich U 25 für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis, der Wirtschaftsförderung und der Schulsozialarbeit aus beiden Regionen sowie der VHS aus dem Rheingau-Taunus-Kreis.

Kernziel aller ist es, für Jugendliche einen guten Einstieg in ihre berufliche Zukunft ohne unnötige Umwege, Abbrüche und Warteschleifen schaffen.


Über SCHULEWIRTSCHAFT


Der Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Wiesbaden-Rheingau-Taunus ist eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft von Lehrerinnen und Lehrern und koordiniert die Vernetzung zwischen Unternehmen und Schulen. Ziel ist es, Lehrkräften praxisbezogene Einblicke in wirtschaftliche Zusammenhänge und betriebliche Abläufe zu vermitteln sowie Unterstützung für die Unterrichtsgestaltung zu liefern. Der Arbeitskreis richtet jährlich den Wettbewerb „Der Beste Praktikumsbericht“ aus, der sich an alle weiterführenden Schulen der Region richtet. Als regionale Geschäftsstelle der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU) für die Region Wiesbaden-Rheingau-Taunus übernimmt HessenChemie die Betreuung des Projektes auf regionaler Ebene.

Jürgen Funk

Jürgen Funk

Jürgen Funk ist Geschäftsführer Verbandskommunikation und politische Öffentlichkeitsarbeit sowie Pressesprecher beim Arbeitgeberverband HessenChemie. Er verfügt über eine 25-jährige Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Verbänden, PR-Agenturen, Politik und Bundeswehr. Bei HessenChemie ist er darüber hinaus zuständig für die Berufsausbildungsthemen. Jürgen Funk ist Geschäftsführer des Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT Wiesbaden-Rheingau-Taunus und Aufsichtsratsmitglied der JOBLINGE gAG FrankfurtRheinMain.

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