Ein Strategieworkshop für das Gesundheitsmanagement

Wozu benötigt das Gesundheitsmanagement einen Strategieworkshop? Weil einen ein ‚Mehr‘ an Wissen manchmal nicht weiter bringt. Vier Jahre lang haben wir mit einem jährlichen Umfang von zwanzig Seminartagen Unternehmensvertreter zu Betrieblichen Gesundheitsmanagern ausgebildet:

Wir haben uns mit Controlling und Befragungsinstrumenten (wie dem Work-Health-Monitor) beschäftigt, mit Arbeitsplatzergonomie und Bewegungsangeboten für einen Vitalen Arbeitsalltag, wir haben Maßnahmen zur Suchtprävention ebenso behandelt wie ein halbes Dutzend Exkursionen (zum Beispiel auch zum Mitarbeiterzentrum für Work-Life-Management der BASF) unternommen, um mit anderen Praktikern vor Ort ins Gespräch zu kommen.

Ist es uns mit all dem gelungen, den betrieblichen Umgang mit Gesundheit zu verbessern und zu professionalisieren?

Selbstkritisch würde ich sagen – in einigen Fällen, bei manchen Themen; aber oftmals besteht die Herausforderung fort, bei den vermeintlich einfachen Fragen klar positioniert zu sein – gegenüber den Mitarbeitern und der Geschäftsführung des eigenen Unternehmens und gegenüber der Armada an Dienstleistern, die das Gesundheitsfeld mit einer unüberschaubaren Zahl an Angeboten besetzen.

(Eine dieser ‚einfachen‘ Frage ist beispielsweise, ob Sie eine Vorstellung von der Wirksamkeit Ihrer betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen und -aktivitäten haben.)

Dass dies so ist, liegt in den wenigsten Fällen am großen Engagement der Gesundheitsmanager. In vielen Unternehmen sind sie diejenigen, die mit viel Herzblut das Gesundheitsmanagement betreiben und vorantreiben. Diese Personen sind tatsächlich auf einer ‚Mission Gesundheit‘. Mission bedeutet nämlich: Mit Überzeugung an etwas Gutes glauben und Gutes tun! Das ist der Anfang von BGM in vielen Unternehmen…

Aber mindestens ebenso wichtig wie die Kenntnis von PROCAM-Test, brainLight-Massagesessel oder Resilienztraining (460.000 Google-Treffer) kann es sein, Entscheider mit den richtigen Argumenten anzusprechen, die eigene Position zu klären sowie Ziele und Budget festzulegen. Es können Entscheidungsprozesse und Schnittstellen abgestimmt und ein gemeinsames Verständnis für die Erfolgsfaktoren eines gelungenen Gesundheitsmanagements entwickelt werden. All das hört sich zwar wenig glamourös an, kann aber extrem hilfreich sein, damit die betrieblichen Aktivitäten nicht einfach vor sich hin dümpeln, das umsetzende Team an einem Strang zieht und Aktionismus nicht Überhand nimmt.

HessenChemie-BGM-Strategieworkshop

Erreicht werden kann dies über die Durchführung eines Strategieworkshops BGM. Woran gleich die Frage anschließt, wann die Mitarbeitergesundheit strategisch bedeutsam wird? Aus meiner Sicht wird hier oft falsch argumentiert…

Gesundheit als fundamentale Voraussetzung für Leistung

Schließlich hat ein Unternehmen einen ganz bestimmten Zweck zu erfüllen, der sicherstellt dass es (weiterhin) am Markt besteht. Gesunde Mitarbeiter zu haben steht in der Regel nicht an allererster Stelle, sondern exzellente Leistung zu erbringen, egal in welcher Form: Sei es durch hervorragende Dienstleistungen und Services, attraktive und innovative Produkte, ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis etc. Die Gesundheit kommt dann ins Spiel, wenn Krankheit, Leistungseinschränkungen oder einfach Demotivation diesen Erfolg am Markt und die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen Marktteilnehmern gefährden.
Leistung hat Gesundheit als fundamentale Voraussetzung. Je dynamischer und effizienter die Arbeitswelt, desto bedeutender die Gesundheit der Mitarbeiter als Produktivitätsfaktor.
Dies ist ein wichtiges Entscheider-Argument, das in dieser Form besser und öfter herausgearbeitet werden sollte. Denn für dieses Argument lohnt es sehr wohl, dass sich die maßgebenden Akteure einen halben, einen ganzen Tag an einen Tisch setzen.
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Quelle: Eigene Darstellung; Fehlzeiten oder Unfälle sind Spätindikatoren für tiefer liegende Schwierigkeiten und Reibungspunkte, die Leistung mindern oder ganz verhindern.

Unzufriedenheit mit den eigenen Gesundheitsaktivitäten

Wenn der einzelne Mitarbeiter schwächelt, wenn immer mehr Mitarbeiter schwächeln – dann schwächelt irgendwann auch das Team und die Leistung des Unternehmens. Deshalb sollte das Gesundheitsmanagement nicht einfach vor sich hintreiben. Denn wenn Gesundheitsaktionen beliebig bleiben und nicht erkennbar ineinander greifen, schließt sich bald die Frage an:  „Bringt das, was wir tun, etwas?“

Die Belanglosigkeit des Gesundheitsmanagements ist dann schon in Sichtweite. Wobei man sich dabei durchaus in guter Gesellschaft befindet: Laut Studie der Personalwirtschaft* sind 35 Prozent der befragten Unternehmen (n=401) mit den eigenen Aktivitäten rund um das Thema Gesundheit eher bis sehr unzufrieden. Ein hoher Wert, wie ich finde.

Gesundheit wie ein Produkt managen

Wer die Folgekosten von Krankheit und Leistungseinschränkungen vermeiden möchte, der sollte die Gesundheit der Beschäftigten – so schwierig sich das zunächst anhören mag – managen. Zu selten wird Gesundheit gemanagt, wie Unternehmen dies mit ihren Produkten tun. Bilden wir an dieser Stelle die Analogie zur Arbeitsweise eines Pharmaunternehmens, von denen es viele unter unseren Mitgliedsunternehmen gibt:

  • Würde eines dieser Unternehmen ein Arzneimittel entwickeln, dessen Wirksamkeit unklar ist?

  • Würde eines dieser Unternehmen ein neues Arzneimittel ohne Marketing- und Kommunikationsstrategie einführen?

  • Würde eines dieser Unternehmen für den Produktlaunch ein Projekt aufsetzen, bei dem Projektleiter und Budget nicht definiert sind?

Die Antwort auf diese rhetorischen Fragen ist klar: Nein! Aber beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement geschieht genau das. Die Wirksamkeit vieler Gesundheitsaktionen ist unklar, Messversuche werden selten unternommen. Die Kommunikation ist oft nicht am Steuerkreis Gesundheit beteiligt. Die übergreifende Verantwortung für das Gesundheitsmanagement ist in vielen Fällen zwischen Arbeitsmedizin, Human Resources und Arbeitssicherheit zersplittert, das Selbstverständnis der dort Verantwortlichen auf den ersten Blick oft schwer miteinander zu vereinbaren.

Ein Strategieworkshop Betriebliches Gesundheitsmanagement setzt hier an. Dessen Ziel ist es, eine unternehmensspezifische Positionierung zum BGM zu initiieren, die von den entscheidenden und an der Umsetzung wesentlich beteiligten Personen unterstützt wird.

Strategieworkshop zur „selbst-bewussten“ Positionierung

Der Strategieworkshop BGM versetzt Sie in die Lage, Ihre Zielkoordinaten zu überprüfen und bei Bedarf neu auszurichten, damit Sie an dem was Sie im Gesundheitsmanagement tun – oder nicht tun – viel Freude haben. Und die Entscheider in Ihrem Hause ebenso. Es geht gar nicht darum, das beste Gesundheitsmanagement dieses Planeten auf die Beine zu stellen, was auch immer das sein mag. Ziel ist vielmehr eine bewusste Entscheidung zu treffen, wie Sie Ihr betriebliches Gesundheitsmanagement verstehen und betreiben wollen:

Als Wellness- und Feel-Good-Programm? Als eine von verschiedenen Nebenleistungen? Als ausgeklügeltes Managementsystem? Als schlanke Eingreiftruppe in Not- und Krisenfällen? Als Fachkräfte-Lockmittel? Als Reputationsinstrument? Als Demografie-Gegenmittel? Als Umsetzer des gesetzlich Vorgeschriebenen?

Alles möglich – entscheidend ist nur, sich hierzu „selbst-bewusst“ zu positionieren. Es geht also nicht zwingend darum, neue Maßnahmen und Projekte einzuführen. Vielleicht sind Sie ja auch bereits gut aufgestellt, wollen aber neue Schwerpunkte setzen? Aber wenn Ihre Ressourcen finanziell und personell begrenzt sind – in welche Aktivitäten legen Sie Ihr Engagement: Yoga? Achtsamkeit? EAP? Gefährdungsbeurteilung? Einen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus ausgebauten Arbeitsschutz? Gesundheitschecks und -coachings? Sucht? Stressmanagement? – Ein Strategieworkshop gibt Ihnen Fokus und Priorisierung.

Quelle: Eigene Darstellung; Die Schlussfolgerungen aus einem BGM-Strategieworkshop können in ganz unterschiedliche Richtungen gehen.

Fokus und Priorisierung sind notwendig, wenn Sie zu einem abgestimmten und sinnvollen Projektplan für Ihre Aktivitäten kommen möchten: Welche Handlungsfelder besetzen wir 2019? Warum tun wir das? Was machen wir nicht? Reichen uns ein paar hübsche Aktionen um Bewerber zu beeindrucken? Wollen wir Gesundheit mit Führung verknüpfen? Wie tun wir das? Was müssen wir dafür bereit sein zu investieren? Ziehen dabei alle mit?

Ziel ist es, eine unternehmensspezifische Positionierung zum BGM zu entwickeln, die von den entscheidenden Personen unterstützt wird. Ein einheitliches Verständnis zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren eines wirksamen BGM ist dafür die Grundlage.

Danach können Sie darauf eine Antwort geben: Was ist unser Weg?

Quelle: HessenChemie; Das BEM ist ein entscheidendes Handlungsfeld im BGM. Welche Priorität Sie dieser gesetzlichen Vorgabe einräumen und wie Sie diese ausgestalten, kann in einem Strategieworkshop besprochen werden.

Klarheit bei diesen Fragen ist hilfreicher als jede noch so gute BGM-Fortbildung. Im Gegentest benötigen Sie einen solchen Workshop nicht, wenn

  • alle Entscheider in Ihrem Hause das Gesundheitsmanagement unterstützen

  • Sie wissen, wie Sie Gesundheit im betrieblichen Umfeld verstehen wollen.

  • Sie ausreichend Ressourcen – Zeit, Personen, Geld – für Ihr Gesundheitsmanagement haben.

  • Sie wissen, mit welchen Maßnahmen Sie Ihre unternehmensspezifischen Gesundheitsziele am effizientesten erreichen.

  • Sie wissen, welche Gesundheitsmaßnahmen Sie nicht durchführen möchten und warum.

  • Ihre Führungskräfte auf die eine oder andere Weise ins Gesundheitsmanagement involviert sind.

  • Ihre Schnittstellen zwischen HR, Arbeitssicherheit, Betriebsrat und Geschäftsführung sauber definiert sind und die Zusammenarbeit läuft.

Wichtig für Workshopgestaltung und -durchführung

Essenziell für einen solchen Workshop ist der Moderator. Dessen ‚Stellenprofil‘ sollte sich in etwa so lesen: Er/Sie hat ein umfassendes Verständnis des Gesundheitsmanagements, spricht die Sprache der Geschäftsführung, weiß wie ein (Industrie-)Unternehmen tickt/arbeitet und kann alle wesentlichen Gesundheitsthemen fachlich ausgezeichnet moderieren. Er/Sie besitzt die Fähigkeit, die beteiligten Akteure zu verstehen und die verschiedenen Blickwinkel zur konstruktiven Zusammenarbeit zusammenzuführen. Er/Sie besitzt die Glaubwürdigkeit, keine vorgefertigten Produkte durch die Hintertür zu verkaufen, sondern unzufriedenen/unsicheren Unternehmen eine eindeutige Entwicklungsperspektive im BGM aufzuzeigen.

Mit dieser Person klären Sie die Ausgangssituation, Unternehmensspezifika, Teilnehmer und Ziele des Workshops. Sie stimmen sich zum Ablauf ab und beraten sich über ggf. vorher einzubringende Beiträge (z.B. Unternehmensdaten). Danach kann’s losgehen.

Wenn Sie sich dann schlussendlich eine unternehmensspezifische BGM-Positionierung erarbeitet und daraus resultierende Projekte definiert haben, gibt es eigentlich nur noch einen entscheidenden Punkt: Diese Projekte umsetzen und sich von nichts und niemandem bei dieser Aufgabe ablenken lassen!

Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten die Impulspräsentation für den ‚Strategieworkshop BGM‘ über unseren Mitgliederbereich. Die Präsentation enthält auch ein von HessenChemie entwickeltes Kreativkonzept, das Ihre Botschaft in besonderer Weise unterstreicht.

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein ist Demografieberater für die hessischen Unternehmen aus Chemie, Pharma und Kunststoffverarbeitung. Hysterie in der Demografie-Debatte hält er für überflüssig, gute Ideen hingegen nicht, wie sich die Alterung und Schrumpfung unserer (berufstätigen) Bevölkerung positiv gestalten lassen.

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