Die grenzenlose Suche nach Fachkräften

Ergebnisse unserer Umfrage zur Fachkräftegewinnung aus Drittstaaten

Wie sind unsere Unternehmen aufgestellt, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, vor allem aus den sogenannten Drittstaaten, für die ein Aufenthaltstitel nötig ist? Wer hat beispielsweise schon Menschen aus Indien oder China nach Deutschland geholt und welche Erfahrungen wurden dabei gemacht? Diese und weitere Fragen haben wir unseren Mitgliedsunternehmen im Februar 2023 gestellt.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage

Beteiligt haben sich an der Online-Umfrage...

Im außereuropäischen Ausland wurden eher Akademiker gesucht, weniger Facharbeiter, d.h. Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) gab an, sowohl Akademiker als auch Facharbeiter zu suchen. Es wird spannend sein zu beobachten, ob sich eine verstärkte Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt künftig auch stärker auf die Suche nach Facharbeitern auswirkt.

Erst ein Fünftel der Unternehmen hat auf diesem Weg bereits Erfahrungen gesammelt

Es zeigt sich, dass bislang nur 18 Prozent der befragten Chemieunternehmen Bewerber aus Drittstaaten rekrutieren. Von denjenigen, die dies noch nicht tun, geben 54 Prozent an, dass noch kein Bedarf besteht, 39 Prozent haben diesen Weg der Fachkräftegewinnung noch nicht in Betracht gezogen, 21 Prozent fehlt es an Handlungswissen und 11 Prozent sind auf Hindernisse gestoßen.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass in der Rekrutierung aus Drittstaaten noch ungenutzte Potenziale liegen, die in Zukunft besser ausgeschöpft werden können. Hierfür gilt es, ein stärkeres Bewusstsein zu schaffen, vor allem bei jenen Unternehmen, die diesen Weg der Rekrutierung noch gar nicht als echte Option wahrnehmen. Know-how für eine erfolgreiche Fachkräftegewinnung in den Unternehmen aufzubauen und auf Hindernisse hinzuweisen, sind Aufträge an uns als Verband.

Welche Gründe gibt es, diesen Weg noch nicht zu gehen (Mehrfachnennungen möglich)?

Bei den beiden zuletzt genannten Gründen ist zu berücksichtigen, dass in knapp der Hälfte der Unternehmen (47,2 Prozent) Experten rekrutieren, die den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit für die Personalgewinnung aufwenden. In 50 Prozent der befragten Unternehmen ist die Personalrekrutierung hingegen eine von vielen Aufgaben von Generalisten. Diesen unterschiedlichen Spezialisierungsgrad gilt es bei der Wissensvermittlung und Umsetzung der Aktivitäten zu berücksichtigen.

TOP 3 der Hürden bei der Rekrutierung

Die Unternehmen, die bereits Erfahrungen haben, geben zu knapp 65 Prozent an, dass sie bei der Rekrutierung aus Drittstaaten auf Schwierigkeiten gestoßen sind. Diese liegen vor allem in zu viel Bürokratie, zu langen Antrags- und Genehmigungsverfahren und der Sprache als Barriere für eine erfolgreiche soziale und berufliche Integration.

Weniger kritisch eingeschätzt wurden die Integration von Mitarbeitenden und Angehörigen (23,1 Prozent), nicht erfüllte Erwartungen im Arbeitsumfeld (23,1 Prozent) und das Risiko von Rückzügen ins Heimatland nach kurzer Zeit (7,7 Prozent).

Als die drei wichtigsten Hürden bei der Rekrutierung wurden genannt...

Kontakte zu ausländischen Studierenden: die naheliegende Option

Ein sehr deutliches Bild zeigte sich bei den Kontakten zu deutschen Hochschulen, um qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer zu rekrutieren. Nur 5,6 Prozent der Unternehmen gaben an, Kontakte zu den dortigen International Offices oder Career Services zu pflegen. Dass sich das lohnt, zeigt die Statistik: Mehr als ein Drittel der ausländischen Studierenden aus Nicht-EU-Staaten bleibt langfristig in Deutschland. Lesen Sie mehr dazu in unserem Mitgliederbereich: ‚Ausländische Studierende: Fachkräftepotenzial für deutsche Arbeitgeber‘.

Bekanntheit vieler Anlaufstellen ausbaufähig

Es gibt eine Vielzahl von Anlaufstellen und Institutionen, die Unterstützung bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte bieten oder eine wichtige Rolle im Rekrutierungsprozess spielen. Ernüchternd ist, dass 42,4 Prozent der Unternehmen angaben, keine der genannten Anlaufstellen zu kennen. Die höchste Bekanntheit wurde Make it in Germany, dem Portal der Bundesregierung, und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit bescheinigt.

Der Quick-Check für Arbeitgeber von Make it in Germany ist auch die erste und einfachste Adresse, um mit der eigenen Suche nach ausländischen Fachkräften zu beginnen: www.make-it-in-germany.com/de/unternehmen

Die Bekanntheit relevanter Anlaufstellen fiel unterschiedlich aus (Clusterung durch HessenChemie)

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein ist Demografieberater für die hessischen Unternehmen aus Chemie, Pharma und Kunststoffverarbeitung. Hysterie in der Demografie-Debatte hält er für überflüssig, gute Ideen hingegen nicht, wie sich die Alterung und Schrumpfung unserer (berufstätigen) Bevölkerung positiv gestalten lassen.

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