Mit work4u Perspektiven für Geflüchtete aus der Ukraine schaffen

Ein Gastbeitrag von Nicole Scherschun

Der Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 erschütterte Europa – und die ganze Welt. Millionen Menschen sind bis heute vom Krieg und von seinen Folgen betroffen: Schon Ende Februar 2022 kamen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland an, um hier Schutz zu suchen.

Sofort zeigte sich eine große Solidarität in der Gesellschaft: Menschen stellten ihre eigenen Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung, spendeten Kleidung, Technik und andere Ausstattung oder halfen bei Behördengängen. Gleichzeitig stellte sich für viele Geflüchtete die Frage: Wo kann ich arbeiten? Denn klar war und ist: Arbeit ist ein wichtiger Schlüssel für die Integration in eine Gesellschaft. Das hatte sich bereits 2015 und 2016 gezeigt, als die Zahl der nach Deutschland einreisenden Geflüchteten deutlich stieg.

Logo work4uDie gemeinnützige Organisation JOBLINGE hat unter anderem durch die Spende der Chemie-Sozialpartner¹ BAVC und IGBCE als direkte Reaktion auf die Bedürfnisse der ukrainischen Geflüchteten im Mai vergangenen Jahres die Initiative work4u ins Leben rufen können: Auf einer Onlineplattform werden Geflüchtete aus der Ukraine schnell und unbürokratisch mit ehrenamtlichen Volunteers vernetzt, die beim Ankommen und bei der Erstorientierung im deutschen Behördendschungel und Arbeitsmarkt Hilfe leisten. Stefanie Baic, Leitung work4u und in der JOBLINGE-Initiative für die strategische Weiterentwicklung zuständig, sagt: „Mit dem Programm helfen wir Geflüchteten aus der Ukraine beim Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt. Arbeit sorgt nicht nur für ein finanzielles Auskommen, sondern erleichtert den Spracherwerb, stärkt soziale Beziehungen und unterstützt die Menschen, sich ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland aufzubauen.“

Denn vieles, was für uns selbstverständlich erscheint, stellt für Geflüchtete, die aus einem anderen Bildungs- und Arbeitsmarktkontext kommen, eine große Hürde dar. Hier baut JOBLINGE mit work4u eine Brücke, die idealerweise hinein in den Arbeitsmarkt und damit die Gesellschaft führt.

Teilnehmende Joblinge-Programm; Foto: Joblinge
Teilnehmende allg. Joblinge-Programm; Foto: Joblinge

Die Bedürfnisse Geflüchteter aus der Ukraine wurden Ende 2022 das erste Mal repräsentativ untersucht. Das Forschungsprojekt „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“, unter anderem durchgeführt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA), zeigte Ende Dezember 2022, wie wichtig die Betreuungsvarianten von work4u für die unterschiedlichen Unterstützungsbedarfe ukrainischer Geflüchteter sind.

Bis heute hat die Initiative mehr als 500 Geflüchtete unterstützt, auch mit Hilfe von über 150 Volunteers. Der Bedarf an Unterstützung ist groß. Denn Deutschland ist immer noch ein Land, in dem es beim Berufseinstieg auf die Netzwerke ankommt. „Da sind zum Beispiel zwei junge Frauen, die seit 2016 in der Ukraine lebten und studierten. Mit Kriegsausbruch sind sie nach Deutschland geflüchtet, mit dem klaren Ziel, die Ausbildung fortzusetzen. Zunächst erfolglos. Anfang 20, frisch mit einem Bachelor in so einem nachgefragten, wichtigen Nischenfach wie Öl- und Fördertechnik, scheiterten sie in Deutschland, weil sie trotz fließendem Englisch niemand einstellen wollte“, so Stefanie Baic. Netzwerke zu haben, bedeute dann, Rückhalt und Hilfe zu geben. Die Schwierigkeit bestand darin, dass beide Frauen ursprünglich aus Nigeria stammten. Als Geflüchtete mit einer Staatsbürgerschaft eines Drittlandes hatten sie mit zusätzlichen bürokratischen Hürden und unklaren Regelungen und Bleibeperspektiven zu kämpfen. Mit der Unterstützung von work4u und dem JOBLINGE-Netzwerk des Standorts im Ruhrgebiet haben sie jetzt die Zusage zum Masterstudium an der Uni Bochum erhalten, das komplett auf Englisch möglich ist.

Mentor und Mentee; Joblinge
Teilnehmende allg. Joblinge-Programm; Foto: Joblinge

Ähnlich ging es einem jungen 18-jährigen Ukrainer, der ohne seine Eltern geflüchtet war. Er studierte IT mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI), in Deutschland verlor er den Anschluss. Auch hier kam das work4u-Netzwerk zum Einsatz: Der Kontakt zu einer engagierten Personalerin bei Evonik führte zum ersten Praktikum in Deutschland, mit dem Ziel eines passenden dualen Studiums im Konzern.

Die Geschichten zeigen: Die Anforderungen sind vielfältig – und sie werden weiter wachsen. Denn viele Geflüchtete aus der Ukraine haben ihre Sprachkenntnisse durch Integrationskurse und Sprachtandems verbessert und sind jetzt bereit für den Jobeinstieg in Deutschland. Und auch Geflüchtete aus Drittstaaten, die durch fehlende ukrainische Staatsangehörigkeit nicht den vereinfachten Zugang in den deutschen Arbeitsmarkt erhalten, benötigen weiterhin hochindividuelle Unterstützung.

Aktuelle Erhebungen zeigen: 63 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine wollen in den nächsten beiden Jahren in Deutschland bleiben – 33 Prozent sogar dauerhaft. Hier schafft die Initative work4u nachhaltige Perspektiven dank jahrelanger Expertise in der Arbeit mit Geflüchteten.

  1. Die Chemie-Sozialpartner BAVC und IGBCE unterstützen die Integration Geflüchteter aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt mit insgesamt 1 Million Euro. Dabei gingen 580.000 Euro an die „Alliance4Ukraine“, die bestehenden zivilgesellschaftlichen Bündnissen finanziell und organisatorisch zur Seite steht, sowie 420.000 Euro an die Initiative „JOBLINGE“, die Ukrainerinnen und Ukrainer mit Erstberatung, Orientierung und Vermittlung in einen Job unterstützt. Die gemeinsame Spende über den Unterstützungsverein der Chemischen Industrie (UCI) war im April 2022 als Teil der Brückenregelung in der Chemie-Tarifrunde von BAVC und IGBCE vereinbart worden.

Die Initiative


Joblinge LogoDie gemeinnützige Initiative Joblinge bringt an über 30 Standorten deutschlandweit junge Erwachsene mit schwierigen Startbedingungen dauerhaft in Ausbildung oder Arbeit. HessenChemie ist Gründungsmitglied der Joblinge gAG Frankfurt RheinMain und unterstützt die Initiative seit 2010 im Aufsichtsrat und in den regionalen Beiräten Wiesbaden und Darmstadt.

Für das Projekt „work4u“ ist JOBLINGE mit dem Deutschen Demografie Preis 2023 in der Kategorie „Gemeinsam wirken – Bündnisse schmieden“ ausgezeichnet worden .


Die Autorin


Nicole Scherschun, JoblingeNicole Scherschun

Director Public Relations & Impact Partnership
Joblinge e.V.

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