Gesundheit in die Fläche bringen – mit Konzept und Kollegialität

Wie Gesundheitspartner das Betriebliche Gesundheitsmanagement stärken und die HessenChemie Akademie dabei unterstützt

Das Gesundheitsmanagement in die Fläche bringen – klingt sperrig? Vielleicht. Ist aber in der Praxis ein echter Gamechanger – gerade für große oder dezentral aufgestellte Organisationen. Warum das so ist und wie das Konzept Gesundheitspartner konkret funktioniert, zeigt unsere neue Impuls-Veranstaltung in der HessenChemie Akademie, die ein durchdachtes Schulungskonzept vermittelt, das bereits in Unternehmen wie Merck oder den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR) Erfolge zeigt.

Schild mit Aufschrift "here to help"
Bild: Pexels

Warum Gesundheitspartner? – Der strategische Hebel im BGM

Um das betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) im Alltag zu verankern, braucht es mehr als gute Angebote und motivierte Gesundheitsverantwortliche, mehr als eine gut funktionierende „Zentralintelligenz“. Benötigt werden Menschen vor Ort: Kolleginnen und Kollegen, die Gesundheitsangebote verständlich erklären, Barrieren abbauen und selbst kleine Impulse setzen – genau dann, wenn der Bedarf dafür entsteht oder akut ist.

Dieser Bedarf kann sich in ganz unterschiedlichen Fragestellungen äußern. Gesundheitspartner können diese beantworten, zumindest darauf reagieren oder in den Dialog einsteigen.

  • „Was gibt’s hier eigentlich für Gesundheitsangebote – und wie melde ich mich an?“
  • „Soll ich mich am Betrieblichen Eingliederungsmanagement beteiligen?“
  • „Ist das wieder nur was fürs Büro? Bei uns auf der Linie läuft doch eh nichts.“
  • „Wie kann ich in der Pause schnell etwas für meinen Rücken tun?“
  • „Bei uns hat kaum jemand das Angebot genutzt – woran kann das liegen?“

Idealerweise sind Gesundheitspartner in diesen Gesprächssituationen genau das: Vertrauenspersonen auf Augenhöhe und Multiplikatoren im besten Sinne. Durch ihre Präsenz und ein offenes Ohr können sie den Schulterschluss zwischen dem zentralen BGM, das Angebote plant, gestaltet und einführt, und der Belegschaft schaffen. Letztere hat nämlich oft erst einmal genug mit dem Alltagsgeschäft zu tun…

Peer-Effekte statt Top-down

In diesem Sinne bringen Gesundheitspartner das Gesundheitsmanagement in die Fläche und sorgen gleichzeitig für Rückmeldung „nach oben“ und „nach ganz weit weg“. Sie fungieren letztlich als kulturelle Übersetzer zwischen Belegschaft und Management und können Schulungsinhalte in die reale Lebenswelt der Kolleginnen und Kollegen vor Ort übersetzen.

Dieser Ansatz ist nachweislich effektiv: Werden Mitarbeitende aktiv eingebunden, steigt nicht nur die Reichweite der Maßnahmen, sondern auch deren Akzeptanz und Nachhaltigkeit im betrieblichen Alltag. Eine vergleichbar kontinuierliche Aufmerksamkeit können die Gesundheitsverantwortlichen gar nicht leisten, und diese strategische Einbettung ist viel wertvoller als die immer wieder durchgeführten punktuellen Aktionen, wie beispielsweise Gesundheitstage.


Drei zentrale Zwecke von Gesundheitspartner‑Schulungen


1. Gesundheitskompetenz verbreiten:
Gesundheitspartner erhalten (Grundlagen-)Wissen zu gesundheitsförderlichen Themen und lernen, dieses verständlich zu vermitteln. So entsteht ein lebendiges Netzwerk an Personen, die Gesundheit im Arbeitsalltag sichtbar machen – nicht als Zusatzaufgabe, sondern als integrativen Teil der täglichen Zusammenarbeit.

2. Multiplikatoreneffekt nutzen:
Nicht alle Mitarbeitenden können durch zentrale BGM‑Teams erreicht werden. Gesundheitspartner als interne Multiplikatoren sorgen dafür, dass Maßnahmen, Kommunikation und Sensibilisierung auf alle Arbeitsbereiche wirken – mit einer deutlich höheren Reichweite und oft auch größerer Glaubwürdigkeit.

3. Strategische Verankerung des BGM:
Indem Gesundheitspartner gezielt geschult und strategisch eingebunden werden, wird Gesundheit nicht als isoliertes Projekt, sondern als Teil der Unternehmenskultur verstanden. Dass dabei auch kommunikative Methoden wie Fallarbeit, Rollentraining oder Reflexionsübungen Teil des Lernprozesses sind, unterstreicht den praxisnahen Ansatz dieser Qualifizierung.

Schild mit Aufschrift "here to help"
Bild: Pexels

Ein Blick auf die HessenChemie‑Veranstaltung

Konkret wird die Umsetzung dieses Konzepts bei unserer Online‑Veranstaltung „Das Gesundheitsmanagement in die Fläche bringen“ der HessenChemie‑Akademie am 5. März 2026. Wir richten uns damit gezielt an Verantwortliche im BGM, Personalentwicklung und Organisationsentwicklung – Bente Püschel vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG – https://www.ifbg.eu/) vermittelt ein praxiserprobtes Ausbildungskonzept für diese Gesundheitspartner.

Die Inhalte der einstündigen Session umfassen:

  • Aufbau und Ablauf einer Gesundheitspartner‑Ausbildung

  • Vermittlung von Lernzielen wie Gesundheitswissen und Kommunikationskompetenz

  • Interaktive Methoden zur Stärkung der Handlungskompetenz

  • Strategische Integration in bestehende BGM‑Strukturen

  • Praxisorientierte Materialien und Reflexionsphasen zur Übertragbarkeit in den Unternehmensalltag.

Teilnehmende erhalten damit nicht nur theoretische Grundlagen, sondern Werkzeuge für die praktische Umsetzung. Gerade für Unternehmen, die ihre gesundheitsförderlichen Aktivitäten bewusst und nachhaltig steigern wollen, eröffnet dieses Format neue Perspektiven – weg von singulären Aktionen, hin zu einem systematischen, multiplikatorengestützten Ansatz.

Nah dran wichtiger als hoch spezialisiert

Bis hierhin sollte deutlich geworden sein, dass sich Gesundheitspartner in einem Spannungsfeld zwischen Alltagsnähe und Fachwissen sowie zwischen Engagement und Verantwortung bewegen. Deshalb zur Klarstellung: Gesundheitspartner müssen keine Experten sein. Sie benötigen weder ein Studium der Gesundheitswissenschaften noch eine Ausbildung im Bereich Physiotherapie oder Psychologie. Entscheidend ist, dass sie grundlegendes Gesundheitswissen auf verständliche, empathische und passende Weise vermitteln. Das heißt:

  • Sie kennen die Grundlagen zu Bewegung, Ernährung, Schlaf und Stress
  • Sie können den Unterschied zwischen Gesundheitsförderung (Salutogenese) und Krankheitsvermeidung (Pathogenese) erklären – in einfachen Worten.
  • Sie wissen, welche Angebote und Ansprechstellen es im Unternehmen gibt.
  • Sie können Alltagsfragen kompetent beantworten oder gezielt weitervermitteln.

Daraus ergibt sich andererseits ein klar abgegrenzter Wirkungsbereich für Gesundheitspartner. Ihre Rolle endet dort, wo:

  • medizinische Einschätzungen gefragt sind („Habe ich ein Burnout?“ – das gehört zum Arzt oder Psychologen),
  • vertrauliche oder psychisch belastende Themen auftauchen (z. B. Sucht, Gewalt, schwere Depressionen),
  • Datenschutz oder Persönlichkeitsrechte betroffen sind (sie dokumentieren keine Diagnosen oder Einzelfälle).

Stattdessen verweisen sie bei Bedarf an die richtigen Stellen – etwa an den Betriebsarzt, die Sozialberatung, den BEM-Beauftragten oder externe Unterstützungsangebote.

Wer eignet sich als Gesundheitspartner?

Neben der freiwilligen Bereitschaft eignen sich Personen, die im Team akzeptiert sind, Vertrauen genießen, kommunikativ und empathisch agieren, sich für Gesundheit interessieren und bereit sind, sich im Rahmen einer kompakten Schulung weiterzubilden. Ein gewisses Maß an Verlässlichkeit, Diskretion und Engagement ist sicherlich auch hilfreich.

Oft finden sich solche unter Schichtführer*innen oder langjährigen Mitarbeitenden, unter Kolleg*innen, die ohnehin gerne organisieren, motivieren oder anderen helfen, sowie unter Menschen mit Vorbildcharakter, die sich vor allem durch ihre Haltung auszeichnen – nicht zwangsläufig durch perfekte Gesundheit oder perfektes Gesundheitsverhalten.

Sie alle haben gute Chancen, durch Nähe, Glaubwürdigkeit und Initiative zu wirken: Sie machen Angebote sichtbar, bauen Hürden ab, geben Feedback weiter und zeigen ganz nebenbei, dass Gesundheit kein Sonderthema, sondern Teil des Arbeitsalltags sein kann.

Was Unternehmen einbringen können

Dass dies kein Selbstläufer ist, versteht sich von selbst. Unternehmen können die Schulung(en) durch Sponsoring unterstützen, vielleicht auch durch ein kleines Zeitbudget für diese Rolle pro Woche. Außerdem helfen den Multiplikatoren regelmäßige Austauschformate und Kontakt zum BGM-Team, um über aktuelle Trends informiert zu bleiben. Eine gewisse Form von Sichtbarkeit im Unternehmen (z. B. durch einen besonderen Namen, einen Button, eine Weste oder einen Steckbrief) kann ebenfalls von Vorteil sein.

Fazit: Signalstärke und Reichweite machen ein gutes Gesundheitsmanagement

Die Schulungen der Gesundheitspartner verbinden fachliches Know-how, kommunikative Kompetenz und strategisches Denken zu einem Baustein, der das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) im gesamten Unternehmen verankert – von der Leitungsebene bis in die Teams hinein.

Die Ausbildung der Gesundheitspartner wirkt dabei wie ein Verstärker: Während das zentrale BGM das Signal aussendet, sorgen die Gesundheitspartner vor Ort als Relaisstationen dafür, dass die Botschaft auch in den entlegensten Bereichen des Unternehmens klar und deutlich ankommt und handlungsrelevant wird. Gesundheitspartner sind daher ein strategisches Element im modernen BGM. Sie bringen Gesundheitsangebote dorthin, wo sie benötigt werden: ins Labor, in die Schichten und in den Pausenraum.


Jetzt anmelden zur Veranstaltung

Online-Session „Das Gesundheitsmanagement in die Fläche bringen“
️ 5. März 2026 | 10:00–11:00 Uhr | Online über die HessenChemie-Akademie

Zur Anmeldung

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein

Clemens Volkwein ist Demografieberater für die hessischen Unternehmen aus Chemie, Pharma und Kunststoffverarbeitung. Hysterie in der Demografie-Debatte hält er für überflüssig, gute Ideen hingegen nicht, wie sich die Alterung und Schrumpfung unserer (berufstätigen) Bevölkerung positiv gestalten lassen.

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