Welche (Bildungs-)Potenziale stecken in der Künstlichen Intelligenz?

Science Fiction wird Realität

Ein Gastbeitrag von Carlo Maßmann

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) hat im vergangenen Jahr für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Die gesellschaftlichen Diskussionen rund um ChatGPT und Co. sowie das mediale Echo haben gezeigt: Künstliche Intelligenz wirft viele Fragen auf und ist bereits heute als eine Querschnittstechnologie in unserem Alltag und Arbeitsleben angekommen.

Aber was bedeuten KI-basierte Anwendungen für die (Aus-)Bildung?

In einer Welt, die sich stetig wandelt, spielt zeitgemäße Bildung die zentrale Rolle bei der Vorbereitung der nächsten Generationen auf die Herausforderungen der Zukunft. Da Künstliche Intelligenz immer mehr zu einem integralen Bestandteil der Lebens- und Arbeitswelt wird, müssen insbesondere die schulische Bildung und die betriebliche Ausbildung auf die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie ausgerichtet sein.

Die stetige Weiterentwicklung und enormen Sprünge dieser disruptiven Technologie konfrontieren die deutsche Bildungslandschaft zudem mit einem stärkeren Zeitdruck, als dies bei den meisten anderen Schlüsseltechnologien der Fall ist und war. Ein greifbares Beispiel für diese Dynamik bietet ein Blick auf eine KI zur Bildgenerierung.

Bildquelle: Diese Bilder wurden mit Dall-E 2 (links) und Dall-E 3 (rechts) generiert.
Bildquelle: Diese Bilder wurden mit Dall-E 2 (links) und Dall-E 3 (rechts) generiert.

Auf der linken Seite sehen Sie ein Bild, welches mit der bildgenerativen KI „Dall-E 2“ erstellt wurde. Diese Anwendung wurde von OpenAI entwickelt und im Jahr 2022 veröffentlicht. Wir haben die KI gebeten, ein fotorealistisches Bild einer modernen Arbeitsumgebungen sowie Mitarbeiter:innen im Arbeitsalltag zu generieren. Auf der rechten Seite sehen Sie das generierte Ergebnis der Anwendung „Dall-E 3“, welche nur etwa ein Jahr später veröffentlicht wurde – die Unterschiede im Detailgrad sind immens.

Ein sinnstiftender und reflektierter Einsatz erfordert neue Kompetenzen

Um mit den kommenden Veränderungen der Arbeitswelt mithalten zu können, muss die deutsche Bildungslandschaft neue Kompetenzanforderungen für den Umgang mit KI für die (zukünftigen) Fachkräfte definieren und vermitteln. Es bedarf einer umfassenden Aufklärung darüber, was eigentlich dahintersteckt, wie sie prinzipiell funktioniert und welche Auswirkungen sie impliziert. Und insbesondere im Hinblick auf unsere Fachkräfte von morgen müssen wir schnellstmöglich den Zugang zu diesem Know-How, beispielsweise über curriculare Bildungsinhalte, ermöglichen. Dafür müssen wir unsere Lehrkräfte und Ausbilder:innen insgesamt entsprechend schulen, um Schüler:innen und Auszubildende adäquat auf unsere dynamische Lebens- und Arbeitswelt vorzubereiten.

Die aktuelle Diskussion rund um KI gestaltet sich jedoch sehr eindimensional anwendungsorientiert. Dies birgt die Gefahr, eine große Chance für unser Land zu verpassen. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir KI-Kompetenzen flächendeckend und idealerweise bereits in der Schule vermitteln können. Denn dass und wie dies gelingen kann, machen uns andere Länder längst vor: In Indien beispielsweise ist das Fach „KI“ seit 2020 ein Wahlpflichtfach für jede Schülerin und jeden Schüler ab der 8. Klasse. Die Schüler:innen besuchen das Fach wie den Englischunterricht. Oder etwa in Polen werden aktuell in Zusammenarbeit mit dem Chiphersteller Intel flächendeckend KI-Labore an den Schulen eingerichtet und rund 11.000 Lehrkräfte passgenau qualifiziert. Die praktische Auseinandersetzung mit der aufkommenden Technologie erfolgt in diesen und vielen anderen Ländern bereits sehr früh und sensibilisiert Schüler:innen für die Entwicklungen, die noch vor ihnen liegen.

KI bietet auch vielfältige Potenziale für die Individualisierung von Lernprozessen

Neben der Aufklärung zur sinnstiftenden Nutzung der Technologie, kann Künstliche Intelligenz auch zahlreiche Entlastungen für die Organisation und Individualisierung des Lernens mit sich bringen.

So können beispielsweise KI-gestützte Lernplattformen ein personalisiertes Lernen ermöglichen, indem sie den Lernstoff an die individuellen Bedürfnisse und den Fortschritt der Lernenden anpassen. Diese adaptiven Lernsysteme können Lernpfade erstellen, basierend auf den jeweiligen Stärken, Schwächen und Interessen. Hierdurch ist auch eine frühzeitige Erkennung von Potenzialen oder Lernschwierigkeiten möglich. Durch die Analyse des Lernprozesses können derartige Systeme verschiedene Trends erkennen und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen empfehlen.

Ein weiteres Beispiel für die Unterstützung von Lernprozessen ist der Abbau von Sprachbarrieren durch KI-Anwendungen. KI-basierte Übersetzer und Sprachlernprogramme können Sprachbarrieren in Echtzeit überwinden und das Erlernen einer Sprache durch individualisierte Hilfestellungen beschleunigen.

Künstliche Intelligenz bietet somit bereits heute zahlreiche Unterstützungspotenziale für die deutsche Bildungslandschaft – sie kann das Lernen für uns individueller, spannender und zudem jederzeit verfügbar machen.

Deutschland befindet sich erst am Anfang der Transformation

Die Integration von KI in das deutsche Bildungssystem steht noch ganz am Anfang, doch das Potenzial ist enorm. Um den Herausforderungen durch KI angemessen zu begegnen, bedarf es einer bundeslandübergreifenden Kraftanstrengung. Das in Indien und Polen genutzte und mittlerweile weltweit größte KI-Bildungsprogramm Intel® AI for Youth wurde auch in Deutschland bereits vielfach erprobt. Als das offizielle deutsche Programm-Management begleitet die just ask! GmbH deutschlandweit Schulen, Verwaltungen und Unternehmen bei ihrer eigenen digitalen Transformation. Das international aufgestellte KI-Bildungsangebot bietet hierbei alle relevanten Inhalte wie auch die notwendige Aufklärung inklusive des kritischen Diskurses. Und das Bildungsangebot bietet sogar die Möglichkeit, als aktive Gestalter:innen eigene KI-Lösungen zu schaffen, die den Menschen in den Vordergrund stellen – Lösungen die unser aller Leben einfacher und besser machen.


Über den Autor


Carlo Massmann

Carlo Maßmann
just ask! GmbH

Carlo Maßmann ist Berater für innovative Bildungskonzepte und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Technologie und Bildung. Als Teil des Programm-Managements der Bildungsprogramme Intel® Skills for Innovation und Intel® AI for Youth steht er in einem ständigen internationalen Austausch mit Schulen, Lehrkräften und Multiplikator:innen zur Zukunft der digitalen Bildung. Er ist Berater für innovative Bildungskonzepte bei der just ask! GmbH und sieht in guter digitaler Bildung insbesondere die Chance, gänzlich neue kollaborative Lernformen sowie spannende Kreativprozesse zu ermöglichen.

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